Mein Newsletter, der mich nun auch schon fast 15 Jahre begleitet, hat sich in dieser Zeit bis zur eigenen Personalie verselbständigt - wie auch sein stabiler Kompagnon, der Reklameblock, der (jetzt unter aktuell + live) die konkreten Informationen verwaltet: Immer öfter berichtete die (meistens) monatliche Publikation krazynews von unseren imaginären Redaktionsrunden im imaginären Elfenbeinturm.

Wer die Sache verfolgt hat, erinnert sich vielleicht, dass der Newsletter sich im social media- Kontext zunehmend deplatziert sah... Ehrensache also, ihm hier, im aufmerksamkeitsökonomischen Outback, was ganz Eigenes einzurichten.

... Sowas wie einen imaginären Kiosk, an dem seine monatlichen Ausgaben erhältlich wären, wie ggf. Extra-Blätter und andere Text-Publikationen außer der Reihe... So ein Büdchen wäre auch ein guter Treffpunkt, Ort der informellen Kommunikation, ein schöner Platz für Kommentar-Pinnwand, Trinkgeld-Dose und andere Verlinkungen... Der Reklameblock könnte dazwischen was singen. Also, dann: Fahne raus, Licht an -

 

Willkommen am Newsletter-Büdchen!

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betr.: unterwasser (krazynews 07/25)

Verehrtes Publikum, liebe Gemeinde, hi folks!

Für Sommer-Fans wie Hitze-Hater gilt im Juli: gechillt bleiben. Die große Reise- und Festival- Zeit steht bevor, das Wetter gibt schon alles, um die menschlichen Sehnsüchte auf Freizeit, ein zugängliches Gewässer und ausreichend Getränke zu reduzieren... Trotz der paar öffentlichen Termine (siehe Reklameblock) hätte ich beinah spontane Betriebsferien ausgerufen.

Aber dann wurde nach dem traditionellen Bachmannpreis-Viewing im Elfenbeinturm in launiger Runde beschlossen, im Juli ein Sommerloch -Lieblingstier zu küren. Qualifiziert sind Exemplare, die in den letzten Wochen zum Medienereignis wurden. Newsletter und Reklameblock wollen Vorschläge machen, ich soll die Jury sein.

Der Reklameblock plädiert für den am Geiseltalsee (Sachsen-Anhalt) gesichteten Puma, der sich einige Tage, Schlagzeilen und Bild-forensische Untersuchungen später als gewöhnliche Katze herausstellte. Ich bin gleich überzeugt: Die perfekte Sommerloch-Story, so aufregend wie nichtig, mit gutem Ende, ein See ist auch drin. Der Plot ist simpel, aber ich mag das Motiv der täuschenden Wahrnehmung und den Verweis auf Möglichkeiten abseits des Plausiblen, die Macht ihrer Faszination...

Der Newsletter dagegen will dem Wels ein Denkmal setzen, dessen Leben im Brombachsee (Bayern) mit tödlichen Schüssen aus einer Dienstpistole endete: Was in antropozentrischer Betrachtung der Weltlage als dramatische Randnotiz verzeichnet werde, sei von unterwasser gesehen ein maßloses Gewaltverbrechen.

Als tadelloser Vater habe der Wels das Gelege gehütet, unter erschwerten Bedingungen des menschlichen Lärms in der Nachbarschaft – und dann seien auch noch badende Landleute gefährlich nah gekommen. Wer könne garantieren, in dieser Lage nicht auch die Nerven zu verlieren und dem nächsten Eindringling die Grenzen zu zeigen?

Falls man ihm, dem Newsletter, jetzt mit „Gewalt erzeugt Gegengewalt“ komme: Einen Schreck, eine Schramme und ein bisschen Aufregung mit 4 Schüssen zu quittieren, sei mit „unverhältnismäßig“ zu schwach beschrieben, vielmehr ein sinnloses Blutbad und anschauliches Beispiel, wie aus Uninformiertheit und Panik entstandene Gewaltexzesse als Wiederherstellung der Ordnung durchgingen - einer Ordnung wohlgemerkt, die sich an bestimmten Partikular-Interessen oberwasser orientiere...

Als Jury muss ich sagen, dass ich es besser gefunden hätte, den agitatorischen Eifer zu bremsen und konsequent die Fisch-Perspektive einzunehmen – was den Bericht mutmaßlich knapper und weniger rührselig gestaltet hätte. Aber ein bisschen ergriffen bin ich auch, und der Botschaft würde ich sogar weitgehend zustimmen... Allerdings ist dieser Wels, ob Täter oder Opfer, bei allem Respekt nicht ganz das, was ich, der Reklameblock und der Rest der Welt uns unter einem netten, belanglosen Sommerloch-Ereignis-Tier vorstellen.

Erwartbarer Einspruch vom Newsletter: Wer die Situation zum Shootout eskaliert habe, sei nicht der Wels gewesen. Einem bekannten Tierschützer und Fisch-Experten zufolge hätte der Polizeieinsatz am Brombachsee auch damit enden können, die Stelle des mutmaßlichen Wels-Geleges für ein paar Tage mit Bojen und Schildern abzusperren. In die Zeitung wäre es auch so gekommen. Man hätte was lernen und beim Baden im See künftig keine irrationale Panik, aber etwas Umsicht und Respekt für die Welt unter Wasser etablieren können.

Alles richtig, aber es geht hier um feelgood-content, und ich bin immer noch für den Puma. Woraufhin der Newsletter (man hätte es wissen können) eskaliert: Er ziehe den Wels zurück und nominiere stattdessen die Vertreter der Lone-Star-Zecke, die in den USA mit der Verbreitung des Alpha-Gal-Syndroms, landläufig bekannt als „Fleisch-Allergie“, ihren Teil zum Ende der Tierausbeutung beitrügen. Er, der Newsletter, wolle natürlich einer Zecke keine politischen Motive andichten, aber das Gesamtbild - Fleischindustrie, Klimawandel, ökologisches Gleichgewicht, grausige Krankheiten - ergebe durchaus einen Sinn, wie er gerne noch weiter ausführe…

Genau das gilt es aber (auch und gerade als Jury) unbedingt zu verhindern. Ich habe hier eine gewisse Verantwortung. Nicht zuletzt für den toten Wels, den der Newsletter gerade vor den Bus wirft: Immerhin ein reales Individuum, dessen Schicksal er bedenkenlos gegen eine (wie ich fürchte) dystopische Natur-Verschwörungs-Erzählung eintauschen will (ob im Eifer des Aktivismus oder aus reiner Freude am Krawall, ist mir dabei fast egal) …

So wird es dann doch der Wels.

chill-chill / Krazy

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DIE REKLAME:

06.07. Edelweißpiratenfestival

Beginn: 14:30

Sarach + Krazy @ Kellerwiese 15:30 + 17:30

Friedenspark / Köln (Südstadt)

*

12.07. 20:00 Ausstellung: Peter Sarach /Kugelrunde Farbfehler

Finissage mit performativen Überraschungen

Atelier Stammhirn / Stammstr. 44 / Köln -Ehrenfeld

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weitere Termine für 2025 → krazysongster.de/aktuell-live

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Kommentare?

Newsletter, Reklameblock und ich freuen uns!

Kommentare

Janis
Vor einem Jahr

wow - ich bin begeistert - wenn ich diese Worte lese - sie sind sehr schön angeordnet und ergeben deutliches Bild des Gesagtem. Vor Kurzem landete ich durch die Verkettung vieler Umstände im Kulturpalast & konnte euch zuhören - ganz spontan & ihr habt mich mitgenommen - gleich mit dem ersten Text - & ich dann eure Texte in CD Form - vielen Dank für das Songbook - das Lesen der Texte macht mir Freude, wenn ich eigentlich nix hören mag, kann ich trotzdem Musik hören & wenn ich die Musik höre, habe schöne Bilder im Kopf & sofort habe ich über die Umsetzung in einem schönen Video nachgedacht. Und in meiner Kopf Version hab ich fast jeden Song in Gebärdensprache vor Augen gehabt - auf der Bühne, mit weißen Handschuhen in einem schwarzen oder andersfarbigen Raum, an verschiedenen tollen & tristen Orten, mir sprudeln viele schöne Ideen wie Seifenblasen durch den Kopf, beim Inhalt deiner Songtexte - eurer Texte - alles hört sich klar an.
Uuuund dann lande ich auf dieser Seite & finde direkt, das SchattenWandVideo - die Idee also ist gar nicht so fern, von dem - ich freu mich!
Diese Freude würde ich gerne mitteilen - werde mich mit den Gebärden auseinandersetzen & herausfinden, ob & wie das geht.
Viele Grüße & eine schöne Tour!

janis

Krazy
Vor einem Jahr

Hello Janis,
Was für ein feiner (erster!) Kommentar, den ich jetzt erst gesehen habe, aber jetzt umso mehr feiere: DANKE! <3

Du kannst Gebärden??!! ... Die Idee und Assoziation für ein Gebärden-Video hab ich auch schon seit Jahren! ... Wenn du da sachkundig bist, mir helfen könntest/ wolltest: lass uns kontakten! (e-mail an info@krazysongster.de).

Ahoist / Krazy

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